Der Göttinger Kiessee im Winter. Die Wassersportsaison ist beendet, Bootsverleih und Segelclubs sind geschlossen, die Wasserfläche liegt ruhig und verlassen. Nur am Uferweg tummeln sich unverändert Spaziergänger und Jogger.

Wieder ist es ein milder Winter. Bis Ende Dezember fällt das Thermometer kein einziges Mal unter Null Grad. War es bis zu Beginn der 1990er Jahre noch normal, den See mit Schlittschuhen auf einer geschlossenen Eisdecke befahren zu können, ist es seither nur noch in seltenen Ausnahmewintern dafür kalt genug – zuletzt 2010.

Wintergäste am Göttinger Kiessee

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Besonders die Zugvögel haben sich an die klimatischen Veränderungen angepasst. Der Wechsel vom Sommer- zum Winterquartier ist gefährlich. Wenn diese Reise nicht wirklich erforderlich ist, wird sie abgekürzt oder ganz unterlassen. Schon seit vielen Jahren brütet eine Schar Graugänse am Göttinger Kiessee,. In milden Wintern bleiben sie mit ihren Jungtieren einfach ganz da. Ziehende Gänse aus nördlicheren Brutgebieten rasten bei ihren Verwandten und schließen sich an. In diesem Jahre überwintern so mehr als hundert Graugänse auf dem Gewässer.

Auch ein rund 60 Tiere großer Trupp Kormorane verbringt seit vielen Jahren den Winter am Kiessee und zieht nur weiter, wenn der See zuzufrieren droht. Die Tiere sind deutlich scheuer als die Graugänse und die unmittelbare Nähe von Menschen offenbar weniger gewöhnt. Nachts finden sie in den Wipfeln der Bäume auf der Vogelinsel aber einen genügend sicheren Schlafbaum und tagsüber stört sie kein Boot beim fischen.

Ebenfalls eher vorsichtig sind die Gänsesäger. Für zwei bis drei Wochen machen gut 20 Tiere Rast auf dem See. Tagsüber fischen sie zusammen mit den Kormoranen, im letzten Tageslicht schwimmen sie zum südlichen Teil des Sees und verbringen dort die Nacht inmitten von Graugänsen, Enten und Blässrallen. Ende Dezember sind sie dann wieder verschwunden, weitergezogen nach Süden.

Aus vielen kleineren Gewässern der Umgebung versammeln sich weitere Arten auf dem See, um im Schutz eines größeren Schwarms und einer größeren Wasserfläche zu überwintern: Reiherenten, Teichrallen, Blässrallen, Haubentaucher. Ein paar Tafelenten sowie zwei Paar Zwergtaucher sind ebenfalls dabei.

Und natürlich Graureiher! Tagsüber stehen sie zwischen dichten Zweigen am Ufer und im flachen Wasser der Vogelinsel. Abends fliegen sie dann auf höher gelegene Äste. Die weniger scheuen Exemplare stammen vermutlich aus der Brutkolonie im nur wenige Kilometer entfernten Levinschen Park. Sie sind die unmittelbare Nähe von Menschen gewöhnt und tolerieren Annäherungen bis auf wenige Meter. Daneben sitzen jedoch auch Tiere, die schon auffliegen, wenn ein Mensch mal abseits einer Bank am Seeufer auftaucht.